

AI Models in der Vogue – das neue Normal?
Fachartikel — 13. August 2025Christian Rechmann
Geschäftsführung | Strategie
Die neue Guess-Kampagne hat einen Nerv getroffen – und das nicht primär wegen der Mode, sondern wegen der Models. Denn die sind nämlich zu 100 % AI-generiert. Die Motive sind in mehreren Modemagazinen erschienen, ua. in der VOGUE. Nicht im redaktionellen Teil, sondern als Anzeige, aber dennoch – “Sag nicht Du modelst, solange Du nicht in der Vogue warst.” Wenn das stimmt, könnte man folgern “AI has arrived in fashion.”
AI-Modelle in einem Modemagazin sind noch ein Affront.
Was gerade passiert, war absehbar: Social Media reagierte mit Schnappatmung. Zwischen entsetzen Äußerungen und faszinierter Begeisterung scheint das Thema einen wunden Punkt zu treffen: Leser:innen fühlen sich getäuscht. Die Mode-Branche sieht ihre Arbeit bedroht. Meist zugespitzt auf die Frage:
> “Wenn sogar die VOGUE virtuelle Models abdruckt – was ist dann noch echt?”
Für mich ist der Einsatz von KI längst Realität im Marketing – und er bietet Marken massive Vorteile. Kampagnen lassen sich in kürzerer Zeit umsetzen, Bildwelten sind jederzeit anpassbar und die Kosten sinken, wenn auch nicht so stark, wie das mancher “AI-Creator” verspricht.
Trotzdem sehe ich diese Überinszenierung kritisch. Denn die Ästhetik wirkt real – ist es aber nicht. Und prägt dennoch unsere Wahrnehmung. Wo Photoshop und Filter die letzten Jahre bereits unrealistische Schönheitsideale geprägt haben, zündet AI den Turbo der Unerreichbarkeit.
Die Vogue-Kampagne zeigt für mich vor allem eines: generative AI schafft für Marken und Kreative neue Möglichkeiten der Inszenierung. Dabei sollte sie aber nie zur Täuschung werden.
👉 Vielleicht ist das neue Normal nicht die Technologie – sondern der transparente Umgang mit ihr.
Oder etwas weniger hoffnungsvoll:
👉 Vielleicht interessiert sich auch bald niemand mehr für den Unterschied …

